Orale Restriktionen
"Unter oralen Restriktionen (Im englischen: Tethered oral tissues TOTs. Ein Begriff, der von Kevin Boyd geprägt wurde) versteht man im Allgemeinen restriktive, also funktionseinschränkende Zungenbändchen, Lippen- und Wangenbändchen."
(www.defagor.de)
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Wissenswertes
Bedeutung
Zu kurze Zungenbänder und andere orale Restriktionen können Babys, (Klein-) Kindern und Erwachsenen vielfältige Probleme bereiten, z. B. Stillprobleme, Ernährungsprobleme von Babys, Kindern und Erwachsenen, Sprech- und Schlafstörungen.
Symptome
Die Symptome können sehr vielfältig sein und sich im Laufe des Lebens auch verändern. Deshalb ist ein ganzheitlicher Blick von großer Wichtigkeit.
Zungenband:
- Schwierigkeiten beim Stillen/Füttern
- Sprachprobleme
- ungünstige Kieferentwicklung und schiefe Zähne
- Mundatmung
- Schlafapnoe
- Schnarchen
- Schmerzen im Kieferbereich
- wiederkehrende HNO-Infekte
- Haltungsprobleme & Muskelverspannungen
- Verdauungsprobleme
- falsche Zungenruhelage
- ggf. weitere Symptome
Lippen-/Wangenbänder:
- Schwierigkeiten beim Stillen
- Fehlender Mundschluss
- Zahnfleischrückgang
- Zahnfehlstellung
- Karies
- Sprachprobleme
- ggf. weitere Symptome
Die Zunge
"Die Zunge ist die Königin der Haltung. Eine mobile Zunge mit korrektem Schluckmuster beeinflusst maßgeblich die Aufrichtung unserer Wirbelsäule und hilft uns, uns königlich zu fühlen." (Dr. med. dent. Silke Waggershauser)
Die Zunge hat vielfältige, sowohl offensichtliche als auch weniger offensichtliche Funktionen:
Zu den offensichtlichen Funktionen gehören z. B. die Nahrungsaufnahme (Saugen, Schlucken), das Sprechen und die Reinigung der Mundhöhle.
Zu den weniger offensichtlichen Funktionen zählen z .B. die Stimulation des Palatinal-Spots (hinter den oberen Schneidezähnen) und somit Entspannung unseres Nervensystems oder aber auch die Aktivierung der Durchblutung des Gehirns und des Lymphflusses.
→ "Form follows function“ - die Form folgt der Funktion
Die Zunge bzw. ihre Beweglichkeit spielt eine große Rolle bei der korrekten Ausbildung des Gaumens und des Mittelgesichts und fördert somit eine physiologische Zahnstellung und funktionierende Nasenatmung
- Bei falscher Zungenruhelage erfolgt eine Kompensation anderer Muskelgruppen, was zu Spannungen und Schmerzen im Gesicht, Nacken, aber auch in anderen Regionen des Bewegungsapparates führen kann.
Zungenband - ein "Trend"?
In den letzten Jahren ist das Thema verstärkt in den Fokus gerückt und auch wenn es den Eindruck macht, handelt es sich dabei nicht um einen "Trend".
Die verstärkte Aufmerksamkeit basiert viel mehr auf dem Anliegen, ein viel besseres Verständnis der komplexen Zusammenhänge der oralen Strukturen mit dem gesamten Körper zu gewinnen.
Dabei ist es wichtig zu differenzieren: Nicht jedes Zungenbändchen verursacht Probleme!
"Schleimhautbänder können sich visuell sehr beeindruckend darstellen, funktionell aber keinerlei Einschränkung für den Patienten mit sich bringen. In diesem Fall würde man nicht von einer 'oralen Restriktion' sprechen." (Anita Beckmann)
Ist es möglich, das Zungenband zu dehnen?
Im Prinzip ja, jedoch nur minimal:
Das Zungenband besteht aus Kollagen Typ I, das zu 3 % dehnbar ist. Das bedeutet bei 1 cm kann man das Zungenband lediglich um 0,3 mm dehnen.
Dehnübungen alleine führen meist nur zur unphysiologischen Anhebung des Mundbodens oder Veränderung der Zungenform. Werden die Dehnübungen nicht mehr durchgeführt, stellt sich der Ausgangszustand nach einiger Zeit wieder ein.
Deshalb ist ein ganzheitlicher und interdisziplinärer Blick von großer Wichtigkeit, um die beste Therapieform daraus abzuleiten.
Die Rolle der Logopädie
Die logopädische Therapie zielt darauf ab, schon im Vorfeld der Frenotomie (Durchtrennung des Zungenbandes), Kompensationen abzubauen und physiologische Bewegungsmuster anzubahnen.
- Ausführliche Anamnese & Diagnostik
- Beratung, Anleitung & Betreuung/ Vor- & Nachsorge zum operativen Eingriff: postoperatives Wundmanagement, Dehnübungen und Anweisungen für das häusliche Üben
- Myofunktionelle Therapie, z. B. zum Erlernen der/des physiologischen Zungenruhelage/Schluckmusters, Förderung des Mundschlusses, etc.
- Interdisziplinärer Austausch mit den betreffenden Fachbereichen, z. B. dem Operateur, dem behandelnden Kieferorthopäden oder Therapeuten.
Interdisziplinarität
→ Orale Restriktionen erfordern immer ein individuelles und interdisziplinäres Vorgehen!
Je nach Fall, kann die Zusammenarbeit zwischen z. B. Still- und Laktationsberatern, Hebammen, Zahnärzten, Kieferorthopäden, Ärzten (z. B. HNO), Osteopathen, Physiotherapeuten, Logopäden, etc. entscheidend für den Therapieerfolg sein.
Schon gewusst?☺
- Wir schlucken rund 70 Mal pro Stunde und ca. 2.000 Mal am Tag, dabei drückt sich die Zunge kurzzeitig stärker an den Gaumen.
- Die korrekte physiologische Zungenruhelage:
geschlossene Lippen | Nasenatmung | die Mundmuskulatur ist ohne Anspannung geschlossen | die Zunge liegt entspannt flächig, breit am gesamten Gaumen an, ohne die Zähne zu berühren | es herrscht ein leichter Unterdruck im Mundraum | die Zahnflächen berühren sich nicht | die Zungenspitze berührt den Palatinal-Spot (einen kleinen "Knubbel" hinter den oberen Schneidezähnen) - Die Zunge und unsere Kaumuskeln sind unsere stärksten Kieferorthopäden. Das Gleichgewicht zwischen der Zungenfunktion und der Kaumuskelaktivität beeinflusst das Wachstum des Kiefers und die Ausrichtung der Zähne.
- Das Zungenband ist Teil der vorderen Faszienkette, der sogenannten "Deep Front Line". Das bedeutet, dass es über die Zunge eine Verbindung zu unserem gesamten Körper gibt - von Kopf bis Fuß.
- Wer durch die Nase atmet, nimmt rund zehn Prozent mehr Sauerstoff auf. Grund dafür ist das Gas Stickstoffmonoxid, welches bei der Nasenatmung bereits in den Nasennebenhöhlen gebildet und automatisch in die Lungen transportiert wird. Dort angekommen fördert es die Durchblutung der Lungenbläschen, welche mehr Sauerstoff ins Blut aufnehmen können.